Inside Deloitte-Stiftung
Stiftungsarbeit im KI-Zeitalter
Interview mit Dorothea Schmidt und Thomas Northoff
Nach dem Weggang des langjährigen Vorsitzenden Wolfgang Grewe ist Dorothea Schmidt (im Bild links) in den Vorstand der Deloitte-Stiftung gewählt worden. Als Partnerin im Bereich Financial Services bei Deloitte macht sie sich insbesondere für die Attraktivität der Finanzbranche und mehr Innovationen stark. Mit ihr zieht erstmals eine Frau in den Vorstand der Stiftung ein. Dorothea Schmidt übernimmt die Führung der Stiftung gemeinsam mit Thomas Northoff (Vorsitz, im Bild rechts) und Prof. Dr. Stefan Stolte (Deutsches Stiftungszentrum).
Prof. Wolfgang Grewe war mehr als eine Dekade lang das Gesicht der Deloitte-Stiftung – jetzt hat sich der sich in den Ruhestand verabschiedet und übernimmt das Amt des Ehrenvorstands. Mit Weitsicht und Beharrlichkeit hat Wolfgang Grewe die Stiftung zu einer festen Säule in der deutschen Stiftungslandschaft gemacht.
Was bedeutet der Führungswechsel für die Deloitte-Stiftung? Dorothea Schmidt und Thomas Northoff sprechen über das, was sie mit der Stiftungsarbeit verbinden – und darüber, welche Impulse sie künftig setzen werden.
Frau Schmidt, Sie sind seit vielen Jahren in verschiedenen Leitungsrollen erfolgreich in der Beratung. Warum engagieren Sie sich nun in der Stiftung?
Schmidt: Für mich ist Bildung ein elementarer Bestandteil einer prosperierenden Zukunft. Auch für meine Karriere war Bildung die Grundlage – und ich bin dankbar für das, was ich erreicht habe. Mein Engagement in der Stiftung hat aber auch damit zu tun, dass ich im Gespräch mit Mandant:innen immer wieder erlebe, wie sehr das Thema Bildung bewegt. Mir liegt daran, etwas zurückzugeben und andere dazu zu motivieren, sich ebenfalls für Bildung zu engagieren.
Welche Themen liegen Ihnen ganz besonders am Herzen? Schmidt: Ich bin überzeugt, dass eine Zukunft ohne Innovation nicht denkbar ist. Und gerade hier in Deutschland müssen wir unbedingt am Ball bleiben – auch und gerade weil wir im internationalen Vergleich in Sachen Digitalisierung hinterherhinken. Um es ganz konkret zu machen: Meine Tochter besucht die 6. Klasse und hat ihre ganze Schulzeit hindurch zwar fortlaufend Kunstunterricht gehabt, aber kaum Informatik. Das muss sich ändern … Northoff: … und genau dafür wollen wir Impulse setzen. Wir als Stiftung wollen uns nicht anmaßen, für die vielfältigen Herausforderungen im Bildungsbereich fertige Antworten zu haben. Stattdessen sehen wir uns als Plattform: Wir bringen Menschen mit klugen Ideen zusammen mit denen, die ihnen bei der Umsetzung dieser Ideen helfen können. Das können Kolleg:innen aus dem Hause Deloitte sein, aber auch Externe aus unserem Netzwerk. Schmidt: Unsere Digital Future Challenge ist da ein exzellentes Beispiel: Junge Menschen schauen auf Probleme, die Unternehmen aktuell umtreiben – und entwickeln spannende Ideen, die dann auch vor politischen Entscheider:innen präsentiert werden. Ein solcher Austausch ist für alle Seiten hochgradig bereichernd. Denn klar ist: Im Silo lassen sich Probleme niemals lösen.
Der Weggang von Prof. Grewe markiert einen Generationenwechsel innerhalb der Stiftung. Wie finden Sie nun zu einer Balance aus Kontinuität und Innovation? Northoff: Wir versuchen sowohl in der Personalzusammensetzung als auch bei unseren Initiativen ein gewisses Maß an Kontinuität beizubehalten und gleichzeitig auch frische Perspektiven einzubeziehen. Ich glaube, dass man sich selbst immer wieder auf den Prüfstand stellen und sich fragen muss: Ist das, was wir tun, noch zeitgemäß? Erzielen wir die gewünschte Wirkung? Wo können wir besser werden? Wie können wir zielgerichteter kommunizieren?
„Bildung ist elementar. Eine prosperierende Zukunft ohne Bildung findet nicht statt.“
Dorothea Schmidt
Was haben Sie sich als neues Führungsteam vorgenommen?
Northoff: Uns liegt daran, die Mitarbeitenden bei Deloitte noch stärker für die Stiftung zu begeistern, um noch mehr „Wumms“ zu entfalten. Schmidt:: Und wir wollen fragen: Stimmt unser Portfolio? Setzen wir die richtigen Akzente? Außerdem wollen wir ausloten, wo wir noch stärker mit anderen kooperieren können. Northoff: Als Stiftung stehen wir vor einer doppelten Herausforderung: Die Themen, denen wir uns widmen, sind so breit, dass wir Gefahr laufen, zu diffus zu agieren. Wenn wir den Fokus allerdings zu eng fassen, laufen wir Gefahr, Innovation abzuwürgen. Unsere Aufgabe ist es, hier eine Balance zu finden. Schmidt: Anders ausgedrückt: Wir sind kein Gemischtwarenladen – es braucht ein klares Profil!

„Wenn Wissen für alle zugänglich ist, dann zählt die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, um sich dieses Wissen zu erschließen.“
Thomas Northoff
Frau Schmidt, Sie waren die erste weibliche Partnerin bei Deloitte Deutschland. Jetzt sind Sie das erste weibliche Vorstandsmitglied der Deloitte-Stiftung. Sehen Sie sich als Pionierin?
Schmidt: Ich bin mit zwei Schwestern groß geworden, und meine Mutter hat uns vermittelt: Jungs und Mädchen können das Gleiche erreichen. Egal ob Mann oder Frau – es geht darum, einen Beitrag zu leisten. Und genau das ist mein Antrieb. Als Führungskraft setze ich darauf, die klügsten Köpfe zusammenzubringen, ganz unabhängig vom Geschlecht. Und ich erlebe, dass die besten Teams jene sind, die vielfältig besetzt sind. Es gibt im Übrigen eine hohe Korrelation zwischen Innovation und Diversität.
Welchen Herausforderungen steht das Bildungssystem durch den zunehmenden Einsatz von KI gegenüber?
Northoff: KI weckt bei vielen Ängste. Ich glaube allerdings, dass das, was da vor uns liegt, vor allem eine Chance ist. Bislang war die Wissensvermittlung in Schule und Hochschule die Grundlage für beruflichen Erfolg. Durch KI wird Wissen für alle verfügbar – alles, was es braucht, sind Infrastruktur und Methodenkompetenz. Wenn Wissen für alle zugänglich ist, dann zählt die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, um sich dieses Wissen zu erschließen. Es geht um vernetztes, integratives Denken.
Matkiert der Seigeszug der KI das Ende der Bildung, wie wir sie kannten?
Schmidt: Hinter den großen Innovationen und Erfindungen stehen Menschen, die durch das klassische Bildungssystem gegangen sind. Daher wäre mein Credo: das Gute bewahren und Verknüpfungen herstellen.
Welche weiteren Trends und Entwicklungen verfolgen Sie aktuell besonders aufmerksam mit? Schmidt: Ein Thema ist die Bildungsgerechtigkeit. Der internationale Vergleich zeigt: In Deutschland hängt der Bildungserfolg immer noch viel zu stark von der Herkunft ab. Wer sozial benachteiligt ist, hat geringere Chancen, den akademischen Weg einzuschlagen. Northoff: Was uns auch umtreibt, ist die Rolle von Werten und Ethik im Digitalzeitalter. Hier tun sich so viele Fragen auf: Wie gehen wir als Gesellschaft mit fragwürdigen Inhalten im Netz um? Wer entscheidet, was gelöscht werden darf? Oder auch: Wie können Unternehmen digitale Verantwortung sicherstellen? Schmidt: Und natürlich auch die Frage der Nachhaltigkeit: Wie können wir Technologie so nutzen, dass unsere Erde lebenswert bleibt? Was zeichnet die Deloitte-Stiftung aus – was hebt Sie von anderen ab?
Northoff: Das Besondere ist, dass wir eine eigenständige Einheit sind, die von Partnern gegründet wurde. Anders als klassische Unternehmensstiftungen sind wir nicht eingebunden in das Korsett einer Konzernstruktur, was uns erhebliche Freiheitsgrade eröffnet. Gleichzeitig tragen wir einen Unternehmensnamen und können auf die Hilfe des Hauses Deloitte zurückgreifen – und damit auf eine immense Fülle an Expertise und Know-how. Ein solches Maß an Unterstützung würden sich viele private Stiftungen wünschen. Schmidt: Für mich zeichnet sich die Stiftung auch durch ihr tolles, sehr divers besetztes Team und den wertschätzenden Umgang miteinander aus. Wir wollen alle gemeinsam etwas bewegen. Die Arbeit macht sehr viel Freude!
Dorothea Schmidt

ist seit 2008 Partnerin bei Deloitte im Bereich Consulting. Die Diplom-Kauffrau berät Asset Manager und Banken bei Transformations- und Restrukturierungsprojekten. Sie ist Mitglied im Aufsichtsrat von Deloitte Consulting GmbH. Seit August 2022 gehört sie dem Vorstand der Deloitte-Stiftung an.
Thomas Northoff

ist bei Deloitte Partner im Bereich Tax & Legal. Der Jurist berät öffentliche und private Mandant:innen zu Finanzierungs- und Optimierungsstrategien, Organisationsentwicklung und Steuerrecht. Darüber hinaus ist er Mitglied des Vorstands der Deloitte-Stiftung. Im August 2022 hat er als Nachfolger von Prof. Dr. Wolfgang Grewe dessen Vorsitz übernommen.
Das Jahr in Zahlen
Vom Hidden Movers Award über die Digital Future Challenge bis hin zu
JUNIOR und den Studienstipendien: Auch 2022 hat die Deloitte-Stiftung junge
Menschen auf ihrem Bildungsweg unterstützt.
Stunden leisteten Deloitte-Mitarbeitende im Geschäftsjahr 2022* pro-bono für den Hidden Movers Award. Mit dem Preis werden innovative Bildungsprojekte einmal im Jahr ausgezeichnet.
*Gemeint ist der Zeitraum 01.06.2021 bis 31.05.2022
Stunden haben sich 61 Deloitte-Mitarbeitende im vergangenen Jahr*
ehrenamtlich für die Stiftung engagiert. 702 Stunden fielen dabei auf das JUNIOR-Projekt, 514 Stunden sammelten die Stipendienbetreuer:innen.
Preisgeld wurden für den Hidden Movers Award 2022 insgesamt ausgelobt.
Wirtschaftspat:innen haben die Schüler:innen während des JUNIOR-Projekts im Schuljahr 2021/22 unterstützt. Dabei ging es um die Gründung einer eigenen Firma oder beispielsweise um die Erstellung eines Geschäftsberichts.
Stipendien hat die Deloitte-Stiftung im Wintersemester 2021/22 und im Sommersemester 2022 vergeben.
wurden insgesamt für die Stipendien ausgegeben. Dazu gehört die monatliche Förderung und finanzielle Unterstützung zur Teilnahme an Tagungen.
Teams zogen ins Finale der Digital Future Challenge ein. Rund 160
Zuschauer:innen verfolgten die Veranstaltung im Livestream, wobei am Ende drei Gewinnerteams gekürt wurden.
betrug das gesamte Fördervolumen der Deloitte-Stiftung im Jahr 2022. Mit dem Geld haben wir die Bereiche Bildung und Wissenschaft unterstützt.
Volker Krug, CEO Deloitte Deutschland
„Als CEO von Deloitte Deutschland werde ich immer wieder gefragt, was die größten gesellschaftlichen Herausforderungen sind, mit denen wir uns aktuell konfrontiert sehen. Meine konsistente Antwort: drei D – Dekarbonisierung, Digitalisierung und demografischer Wandel. Darum freut es mich umso mehr, dass die Tätigkeiten der Deloitte-Stiftung im Jahr 2022 auch an diesen drei D angeknüpft haben. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch viele Projekte und bildeten im vergangenen Jahr die Grundpfeiler der Stiftungsarbeit. Die Menschen und Projekte, die von der Stiftung unterstützt werden, entwickeln Antworten auf Fragen rund um die Dekarbonisierung, Digitalisierung und den demografischen Wandel und leisten so einen echten Wertbeitrag: Die Teilnehmenden der Digital Future Challenge zum Beispiel tüfteln an zukunftsfähigen Sustainability-Strategien. Das Münchner Bildungsprojekt GrundgeSÄTZE, das mit dem Hidden Movers Award ausgezeichnet wurde, entwickelt Impulse für Digitalisierung im Ehrenamt. Antworten auf den demografischen Wandel liefert die Freiburger Freitagsschule, die ebenfalls mit dem Hidden Movers Award prämiert wurde. Hier werden Auszubildende mit Migrationsgeschichte unterstützt und dadurch Betrieben geholfen, dem Fachkräftemangel zu kontern. Ideen in der Wirklichkeit erproben
Die drei D brennen uns allen unter den Nägeln. Das gilt für die Politik ebenso wie für die Zivilgesellschaft und die Unternehmenswelt. Es braucht Konzepte und Ideen, Handlungsansätze und Lösungen. Und es gibt sie – sogar zuhauf, und zwar auf Power-Point-Slides, in Vorträgen oder Grundsatzpapieren. Was aber zählt, ist die Umsetzung: „Eine Idee muss Wirklichkeit werden können, oder sie ist eine eitle Seifenblase“, schrieb der Schriftsteller Berthold Auerbach einst. Und darum finde ich es wichtig und richtig, dass die Deloitte-Stiftung Menschen fördert, die Ideen nicht nur entwickeln, sondern auch in der Wirklichkeit erproben, denn nur dort können wir einen Impact entfalten. Ideen raus aus den Konzeptpapieren, raus aus den Brainstorming-Sessions und hinein in die Welt zu bringen – das erfordert Mut, Begeisterung und Durchhaltevermögen. Das sind Kompetenzen und Qualitäten, die es braucht, um die drei D wirkmächtig anzugehen. Und hier kommt dann – so könnte man sagen – ein viertes D ins Spiel: die Deloitte-Stiftung. Tausende Stunden an Pro-bono-Arbeit geleistet
Die Stiftung unterstützt Menschen, die Neues wagen. Ob als Schülerfirma, die Altbier zu Seife upcycelt oder als innovative Studienberatung nach dem Peer-to-Peer-Prinzip. Ob als Kulturprojekt für Kinder aus benachteiligten Familien in Regensburg oder als Accelerator für Tech-begeisterte Schülerinnen. Die Projekte, die die Stiftung fördert, entfalten ihre Wirkmacht oft über Jahre – so etwa „Das andere SchulZimmer“, ein Mannheimer Bildungsprojekt, das die Deloitte-Stiftung bereits 2020 mit dem Hidden Movers Award ausgezeichnet hat. Mit der Stiftung verlängern wir als Deloitte Deutschland unseren Impact weit über unsere eigentliche Geschäftstätigkeit hinaus, setzen dabei aber gleichzeitig auf maximale Autonomie. Die Stiftung agiert eigenständig, wir stehen jedoch nicht zuletzt mit der geballten Expertise unserer Berater:innen hinter der Deloitte-Stiftung: Auch 2022 haben die Mitarbeitenden von Deloitte Deutschland Tausende Stunden an Pro-bono-Arbeit geleistet, um die mit dem Hidden Movers Award prämierten Projekte oder auch die Digital Future Challenge zu begleiten.“
„Die Deloitte-Stiftung unterstützt und fördert Menschen, die Neues wagen.“
Volker Krug
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