Digital Future Challenge
„New Work“ und mobiles Arbeiten gewinnen durch die Digitalisierung an Relevanz; Innovationen rund um KI, Robotik oder Quantencomputing schaffen neue Möglichkeiten für Unternehmen und Verbraucher:innen.
Neben den Chancen bergen diese technischen Entwicklungen auch Risiken, mit denen Unternehmen umgehen müssen. Wie lassen sich die Digitalisierung der Arbeit und die Einführung neuer Technologien mit unternehmerischer Verantwortung in Einklang bringen?
Diese Thematik wurde im Rahmen des Wettbewerbs anhand von zehn Fallstudien beleuchtet. Hier kristallisierten sich vor allem drei zentrale Fragen heraus:
Wie wirkt sich ein immer stärker digitalisiertes Arbeitsumfeld auf Arbeitnehmer:innen und deren mentale Gesundheit aus?
Wie können wir den Umgang mit Verbraucherdaten verantwortungsvoll gestalten, ohne gleichzeitig digitale Innovationen auszubremsen?
Was bedeutet es, wenn KI und Robotik zum Einsatz kommen, etwa bei der Personalauswahl? Was können wir tun, damit es hier nicht zu Diskriminierung kommt?
Am Anfang steht das Thema unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung im Zeitalter von Digitalisierung und KI. Was zu Beginn der Challenge noch recht theoretisch klingt, wird bei der Siegerehrung fünf Monate später plötzlich greifbar – mit der Idee des Siegerteams aus Studierenden der TU Dortmund: ein smartes Plug-in für digitale Kommunikationstools, das bei Sonnenschein daran erinnert, in Pausen einen Spaziergang zu machen und nebenbei für die Bestellung eines gesunden, regionalen Lunchs aus der Kochbox sorgt. Ein intelligentes, digitales Tool, das Mitarbeitende zu mehr Achtsamkeit und Selbstfürsorge einlädt. Ja, genau – so könnte unternehmerische Verantwortung im hybriden Arbeitsalltag mit Leben gefüllt werden!
Dass diese Idee geboren wurde, ist das Ergebnis des Studierendenwettbewerbs Digital Future Challenge (DFC). Mit der Challenge laden die Deloitte-Stiftung und die Initiative D21 Studierende dazu ein, einzutauchen in die Welt der spannenden Herausforderungen, mit denen sich Unternehmen aktuell beschäftigen.
By the numbers:
Die Digital Future Challenge 2022/23
Teilnehmende (21 Studierendenteams)
Universitäten & Hochschulen
Teams im Finale
Zehn Use Cases, von Weleda bis Enpal
Die dritte Edition des Wettbewerbs steht unter der Schirmherrschaft von Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Junge Menschen sind die Arbeitskräfte, die Führungspersönlichkeiten, die Entscheidungsträger:innen von morgen! Ihre Ideen sind wichtige Impulse für politisches Handeln“, so Steffi Lemke – aus diesem Grund habe sich ihr Ministerium entschieden, die Digital Future Challenge zu fördern. Und so werden im Wintersemester 2022/2023 im Rahmen des Wettbewerbs an Hochschulen in ganz Deutschland Fallstudien diskutiert – von Unternehmen wie Enpal, Telefónica Germany, Weleda oder der ING-DiBa. Was die zehn Use Cases verbindet: Alle kreisen um die Themenbereiche „Digitalisierung der Arbeit“ und „Einführung von Technologien und Innovationen“. Es geht um Fragen zum Einsatz von Robotern mit Gefühlen, um den Wandel der Unternehmenskultur in einer digitalen Arbeitswelt oder um die Idee eines digitalen und internationalen Betriebsarztes. Wie können Konzepte zur Umsetzung von Corporate Digital Responsibility also in der Praxis aussehen?
„Junge Menschen sind die Entscheidungsträger:innen von morgen! Ihre Ideen sind wichtige Impulse für politisches Handeln.“
Steffi Lemke Bundesumweltministerin und Schirmherrin der Digital Future Challenge 2022/2023
In Dortmund und München, in Heilbronn, Witten-Herdecke und vielen anderen Städten wird recherchiert und diskutiert, gebrainstormt und getestet. Was vielen Teams enorm hilft, sind die unterstützenden Formate, die im Rahmen der Challenge von der Deloitte-Stiftung und der Initiative D21 angeboten werden – wie zum Beispiel der Design-Thinking-Workshop. „Wir haben hier echt viel mitgenommen“, berichtet beispielsweise Nathalie Rusch, die gemeinsam mit einigen Kommiliton:innen an der TU Dortmund an der DFC teilnimmt. Rund neun Wochen dauert die Qualifikationsphase, an deren Ende die teilnehmenden Teams ihre Pitch-Präsentationen einreichen. Im Dezember 2022 wählt eine Jury aus allen Einsendungen zehn Teams aus, die dann zum Halbfinale nach Berlin eingeladen werden. Nathalie Rusch und ihre Mitstreiter:innen an der TU Dortmund rechnen sich wenig Chancen aus. „Wir saßen in einem gemeinsamen Video-Call und waren uns einig, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass wir weiterkommen“, erinnert sie sich. Genau in diesem Moment sei dann die Einladung zum Halbfinale gekommen. „Wir haben das alle gleichzeitig am Bildschirm gesehen und uns riesig gefreut.“ Im Rückblick sei das, so Nathalie Rusch, einer der Highlight-Momente der DFC gewesen.
Learning Shot von Deloitte-Beraterinn:en
Zum Halbfinale in Berlin kommen im Januar 2022 die zehn Studierenden-Teams und Vertreter:innen der Unternehmen, deren Fallstudien bearbeitet wurden, zusammen. In Hamburg macht sich Svenja Krämer auf den Weg, die als Senior Consultant bei Deloitte Unternehmen zu Innovationsthemen berät. Im Gepäck hat sie einen „Learning Shot“: Gemeinsam mit ihrem Kollegen Nicholas Epstein will sie die Wettbewerbsteilnehmenden mit der Formulierung der „Value Proposition“ vertraut machen. Das Halbfinale im „Greenhouse“ in Berlin ist ein eng getakteter Tag voller Input. Auf die Eröffnung von Dorothea Schmidt, Vorständin der Deloitte-Stiftung und Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21, folgt eine Keynote von Prof. Dr. Ali Aslan Gümüşay zu „Digitalen Zukünften“. In den folgenden interaktiven Sessions feilen die Teilnehmenden an ihren Ideen und können Workshops zu digital-ethischen Fragestellungen, etwa zu „KI, menschlicher Aufsicht und Autonomie“ oder zum digitalen Präsentieren besuchen – so auch den Workshop von Svenja Krämer und Nicholas Epstein zur „Value Proposition“.
Halbfinal-Pitch: Nur fünf Teams kommen weiter
„Wir haben den Studierenden gezeigt, wie wir in unserer Arbeit methodisch vorgehen, wie wir Hypothesen bilden und diese dann testen“, erklärt Krämer. Am Ende gehe es darum, wirklich zu verstehen, was die Nutzer:innen brauchen – und dieser Denkansatz sei für die teilnehmenden Studierenden zum Teil sehr neu gewesen. Krämer erinnert sich an eine spannende Diskussion mit Paul Wittinghofer, einem Mitstreiter von Nathalie Rusch von der TU Dortmund: „Er hatte das Problem, dass er mit einem Wust an Informationen konfrontiert war und unsicher war, wie sich der Scope der Lösung fokussieren lässt“, so Krämer. Ihr Tipp sei gewesen, wiederkehrende Muster zu identifizieren. „An der Art, wie er über diese Fragen nachgedacht hat, habe ich gemerkt, dass er wirklich tief ins Thema eingetaucht ist. Er hat genau die Fragen gestellt, die uns auch im Arbeitsalltag umtreiben.“ Zum Ende des Halbfinaltags wird gepitcht. Fünf der zehn Teams erhalten eine Einladung zum Finale. Auch die Dortmunder Gruppe ist dabei. Das Motivationstief kurz vor Weihnachten ist längst überwunden – und als Paul Wittinghofer und Konrad Kunz am 9. Februar 2023 im Lichthof des Bundesumweltministeriums auf der Bühne stehen und beim Finale pitchen, „war das schon ein Moment, der fast surreal war“, so Kunz.
Das Team „Corporate Care“ der TU Dortmund präsentiert die Idee, dass Unternehmen per digitalem Tool ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen, körperlich und mental gesund zu bleiben, also: Pausen zu machen, sich zu bewegen und gesund zu ernähren. Nach einem intensiven Finaltag kann „Corporate Care“ überzeugen – und wird Sieger der Digital Future Challenge 2022/23.
Finale der Digital Future Challenge: Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21, und Thomas Northoff, Vorstandsvorsitzender der Deloitte-Stiftung, im Bundesumweltministerium in Berlin.
Wer steht hinter der Digital Future Challenge?
Der Studierendenwettbewerb wird von der Deloitte-Stiftung und der Initiative D21 veranstaltet und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert sowie durch Spenden finanziert. Schirmherrin der Digital Future Challenge 2022/23 ist Bundesumweltministerin Steffi Lemke.
Die beiden Veranstalter wollen mit dem Wettbewerb eine Brücke zwischen Universität und Unternehmenswelt schlagen und Studierenden die Möglichkeit geben, Ideen für den digitalen Wandel zu konzipieren und zu erproben.
„Um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern, braucht es Innovationen und Technologien, die nachhaltiges Wirtschaften unterstützen“, so Dorothea Schmidt, Vorständin der Deloitte-Stiftung. „Die Digital Future Challenge schult die Sensibilität für Innovationspotenziale der Studierenden und hat ein weiteres Mal gezeigt, dass eine mutige und schlagkräftige Generation in den Startlöchern steht, um die digitale Transformation unseres Landes voranzutreiben.“
Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21 erklärt: „Die Digital Future Challenge beweist, dass Studierende, Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten können, um Ideen für Innovationen zu entwickeln. Das Engagement, das die Studierenden in diesem Prozess gezeigt haben, ist beeindruckend!“
Die Gewinner:innen
der Digital Future Challenge 22/23
Corporate Care
Konrad Kunz, Nathalie Rusch (nicht im Bild), Paul Wittinghofer Technische Universität Dortmund
Idee: Plug-in mit smartem Pausenblocker und Rewardsystem, mit dem sich Mitarbeitende nachhaltig (saisonal, regional) und auf Community-Basis für achtsame Mittagspausen verabreden und mit Kochboxen beliefern lassen können.
RE:Mote
Luca Dziekanski, Arne Fleschenberg, Tom Scheffler, Ruben Schmitz-Heinen Universität Witten/Herdecke
Idee: Eine Plattform im Sinne eines digitalen Ortes, an dem Interaktionen einfacher, zufälliger und echter gestaltet werden. In individuell erstellbaren 2D-Räumen können Teams nebeneinander zusammenarbeiten.
Corporate Care
Konrad Kunz, Nathalie Rusch (nicht im Bild), Paul Wittinghofer Technische Universität Dortmund
Idee: Plug-in mit smartem Pausenblocker und Rewardsystem, mit dem sich Mitarbeitende nachhaltig (saisonal, regional) und auf Community-Basis für achtsame Mittagspausen verabreden und mit Kochboxen beliefern lassen können.
RE:Mote
Luca Dziekanski, Arne Fleschenberg, Tom Scheffler, Ruben Schmitz-Heinen Universität Witten/Herdecke
Idee: Eine Plattform im Sinne eines digitalen Ortes, an dem Interaktionen einfacher, zufälliger und echter gestaltet werden. In individuell erstellbaren 2D-Räumen können Teams nebeneinander zusammenarbeiten.
Die Jury der Digital Future Challenge 2022/23
Nicolai Andersen (Managing Partner Deloitte Consulting & Vorstandsmitglied Initiative D21)
Jimmy Franz (Student der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt & Mitglied der Young European Professionals)
Marcell Heinrich (Pädagoge, Autor & Gründer von Hero Society)
Rafael Laguna de la Vera (Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND, im Finale vertreten durch Dr. Christian Bogatu)
Christine Regitz (Aufsichtsrätin, Vizepräsidentin & Head of SAP Women in Tech bei SAP SE)
Wiebke Reuter (Fachanwältin für Informations- & Technologierecht bei Taylor Wessing)
Dr. Tina Ruseva (Gründerin & Geschäftsführerin von Mentessa)
Maike Scholz (Senior-Expertin Compliance & Squad Lead Digital Ethics bei der Deutschen Telekom)
Dr. Martin von Broock (Vorstandsvorsitzender Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik)
Prof. Dr. Yasmin Weiß (Professorin an der Technischen Hochschule Nürnberg und Multi-Aufsichtsrätin).
Prof. Dr. Yasmin Weiß ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit den Forschungsschwerpunkten „Future Skills“ und „Future of Work“ sowie Mitglied verschiedener Aufsichtsräte. Zudem befasst sie sich als Speakerin und Autorin mit der Rolle von Bildung in einer digitalen Zukunft.
Auf Konferenzen, in Unternehmen und in Interviews begegnet mir immer wieder die Frage: „Wenn die maschinelle, allgemeine Superintelligenz kommt, wie viel ist humane Intelligenz dann noch wert?“ Meine Antwort: Das, was uns als Menschen im Vergleich zu Maschinen wirklich einzigartig macht, muss stets neu bewertet werden. Hier gibt es keine starren Gesetzmäßigkeiten, die über Jahre hinweg Bestand haben. Klar ist: Technologien wie die generative künstliche Intelligenz werden unsere Arbeitswelt, wie wir sie heute kennen, fundamental verändern. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil stellte kürzlich die These auf, dass es ab 2035 keinen Job mehr geben wird, der nichts mit KI zu tun hat. Das, was uns Menschen vermutlich dauerhaft von Maschinen unterscheiden wird, ist unsere Fähigkeit, Gefühle wie Liebe und Wertschätzung nicht nur zu zeigen, sondern von innen heraus empfinden zu können. Eine künstliche Intelligenz wird zwar derzeit immer besser darin, Emotionen im Gesicht von Menschen zu erkennen, sie ist aber nicht in der Lage, Emotionen nachzuempfinden – denn dafür braucht es ein Bewusstsein. Je technologisierter die Welt wird, desto menschlicher müssen wir selbst werden. Unsere Menschlichkeit ist unsere Stärke im Paartanz von uns Menschen mit den Maschinen, der unsere Arbeitswelt der Zukunft prägen wird. Meine These ist, dass vier bestimmte Sozialkompetenzen hier ganz besonders relevant sind: Teamfähigkeit, digitale Empathie, Kommunikationsstärke und Intuition. Teamfähigkeit bedeutet in Zukunft nicht nur, erfolgreich mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten, sondern auch mit neuen Technologien wie Cobots (Roboter als Kollegen) und generativer KI, die uns in den Rollen des Consultants, Creators und Co-Pilots begleiten werden. Wer diese Form von Teamfähigkeit in Zukunft nicht beherrscht, hat solche Produktivitätsnachteile, dass persönliche Wettbewerbsfähigkeit und Employability langfristig gefährdet sind. Die Arbeitswelt der Zukunft ist geprägt von virtueller Kollaboration – und hier zählt insbesondere digitale Empathie, also die Fähigkeit, auch im virtuellen Raum die Bedürfnisse und Empfindungen des Gegenübers zu erspüren, ohne physisch Körpersprache, Mimik und atmosphärische Schwingungen erfassen zu können. Angesichts von immer mehr automatisierter Kommunikation in der Arbeitswelt manifestiert sich die Kommunikationsstärke des Menschen darin, Unausgesprochenes zu erfassen – und das ist in einem Gespräch oft das Relevanteste. Ferner zeigt sich Kommunikationsstärke darin, tiefe zwischenmenschliche und vor allem vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Die menschliche Intuition könnte in Zukunft um eine „augmented intuition“ ergänzt werden: Damit ist gemeint, eine KI-basierte Entscheidungsvorlage mit heranzuziehen und mit der wertvollen menschlichen Intuition zu paaren. Ich bin überzeugt davon, dass Sozialkompetenzen ihren Wert in der Arbeitswelt der Zukunft nicht verlieren werden. Im Gegenteil: Sie werden wertvoll wie nie, wenn wir bereit sind, sie bewusst zu stärken und neu zu interpretieren.
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