JUNIOR
JUNIOR
Unser erstes Unternehmen
Unternehmerisches Denken und Handeln in der Schule verankern – das ist eines der Ziele der JUNIOR-Programme. Die Idee dahinter: Schüler:innen aus ganz Deutschland gründen ein Unternehmen auf Zeit. Das Programm ist als Wettbewerb aufgebaut, es gibt Landes- und Bundesentscheide. Die Deloitte-Stiftung unterstützt die teilnehmenden Schüler:innen durch Workshops und die Vermittlung von Pat:innen aus der Wirtschaft und engagiert sich in der Jury des Bundeswettbewerbs. Außerdem vergibt die Stiftung einen Sonderpreis für den besten Geschäftsbericht.
Von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt: Bei JUNIOR durchlaufen Schüler:innen alle Schritte, die es braucht, um ein Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu führen. Sie lernen, sich im Team zu organisieren, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten zu verteilen und ihre Ideen vor anderen zu präsentieren. Der Fokus von JUNIOR richtet sich dabei immer darauf, Schüler:innen zu motivieren und ein Gespür für marktwirtschaftliche Prinzipien zu vermitteln. Unterstützt werden die Teams über das Schuljahr hinweg von einer Lehrkraft und den sogenannten Wirtschaftspat:innen, also von Expert:innen aus der Wirtschaft, etwa von Deloitte, die Erfahrungen teilen und den Schülerunternehmen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wie JUNIOR ganz konkret aussehen kann, lässt sich an vielen Schulen in ganz Deutschland erleben, etwa an der Klara-Oppenheimer-Schule in Würzburg. Hier ist im Rahmen des JUNIOR-Wettbewerbs das Schülerunternehmen cycleOFbread entstanden, das altes Brot vor der Mülltonne rettet und dieses zu schmackhaften Crackern veredelt.
Die betreuende Lehrerin Beate Neuhaus-Krevert hat in den vergangenen Jahren bereits einige Schülerunternehmen begleitet. Sie weiß: Wer hier mitmacht, sammelt Erfahrungen fürs Leben. „Die Schüler:innen sind nach ihrem Jahr als Unternehmer:innen kaum wiederzuerkennen", sagt sie und berichtet von neuem Selbstbewusstsein, von deutlich gesteigerten Kommunikationsfähigkeiten und einem beeindruckenden Arbeitseifer. „Anfangs trauen sich die Schüler:innen kaum, jemanden anzurufen. Und nur wenige Monate später stehen sie als Unternehmer:innen auf einer Bühne.“
„Eine Geschäftsidee zu entwickeln und von A bis Z umzusetzen, ist eine tolle Erfahrung. Das schon während der Schulzeit tun zu können, ist unglaublich bereichernd.“
Beate Neuhaus-Krevert, Klara-Oppenheimer-Schule Würzburg
Beate Neuhaus-Krevert setzt darauf, sich als Lehrerin im Hintergrund zu halten und nicht zu stark in die Prozesse einzugreifen: „Ich möchte die Schüler:innen laufen lassen und finde es wichtig, dass sie durch das JUNIOR-Programm möglichst viele eigene Erfahrungen sammeln”, so Neuhaus-Krevert. „Wenn sie mal nicht weiterkommen und Impulse brauchen, bin ich jederzeit da.“ Nicht nur von ihrer Lehrerin werden die Schülerfirmen begleitet, sie erhalten außerdem auch die Möglichkeit, sich mit einer:m Wirtschaftspat:in auszutauschen. Im Fall von cycleOFbread war das der ehemalige Deloitte-Berater Philipp Gallo. „Er hat den Blick von außen eingebracht und unseren Schüler:innen viel Feedback gegeben“, so Neuhaus-Krevert. „Besonders schön war, dass er selbst aus Würzburg kommt und darum mit den regionalen Themen vertraut ist.“
Die Idee der Würzburger Schülerfirma cycleOFbread ist so einfach wie bestechend: Aus dem Brot regionaler Bäckereien werden gebackene Cracker mit Bärlauchsalz. Die sind nicht nur vegan und nachhaltig, sondern bewirken auch Gutes: Der Erlös aus dem Verkauf geht an eine gemeinnützige Initiative.
Morgens Unterricht, nachmittags Unternehmen lenken: Die Schüler:innenfirma cycleOFbread aus Würzburg.
Foto: BILDSCHÖN
Hinter dieser Erfolgsidee steht eine Menge Arbeit – und die beginnt damit, dass die Schüler:innen der Klara-Oppenheimer-Schule sich in vier Teams aufteilen: Website, Produktion, Finanzen und Verwaltung. Zwei Schülerinnen übernehmen die Geschäftsführung. „Die Aufteilung untereinander hat sofort funktioniert. Manche Schüler:innen hatten besonderes Interesse an Marketing, andere fanden sich digital sehr gut zurecht. Durch Unterrichtsfächer wie Rechnungswesen wurde auch schnell klar, wer sich um die Finanzen kümmern möchte“, sagt Beate Neuhaus-Krevert.
Die Produktidee zu den Brotcrackern entstand während der Ukrainekrise. „Als Russland die Exportwege der Getreidelieferung aus der Ukraine blockiert hat, ist den Schüler:innen bewusst geworden, wie wichtig Getreide als Rohstoff ist“, erklärt die Lehrerin. Doch obwohl Getreide teurer geworden ist, gibt es immer noch Brot, das nach Ladenschluss in den Bäckereien übrig bleibt und entsorgt werden muss.
Das Brot anderweitig zu verwerten scheint naheliegend – und dennoch dauert es, bis die Würzburger Schüler:innen eine Bäckerei finden, die bereit ist, mit ihnen zusammenzuarbeiten. „Für das Brot fielen zwar keine Kosten mehr an, aber die Produktion von Brotcracker hätte zusätzliche Arbeitsstunden gebraucht. Das war einigen Bäckereien zu aufwendig.“
Durch ein Praktikum knüpft eine Schülerin Kontakt zu einer lokalen Bäckerei, die sich schließlich bereit erklärt, altes Brot zu Brotcrackern zu verwerten. Das verhindert Lebensmittelabfälle und hilft dem Klima. Um die Produktion möglichst kostengünstig zu halten, holen die Schüler:innen die Cracker in der Bäckerei selbst ab und transportieren sie mit Bus und Bahn zur Schule.
Auch in Sachen Sales und Marketing werden die Schüler:innen aktiv - und organisieren eine Verkostung an ihrer Schule. Anschließend geht es ans Design. Neuhaus-Krevert: „Das muss a G’sicht hab’n’, sagt man hier in Franken.“ Damit die Crackertüten und Geschenkverpackungen zur Weihnachtszeit einen attraktiven Look bekommen, arbeiten die Schüler:innen mit einer Grafikdesignerin zusammen. Die Markenidentität, die hier entsteht, findet sich nicht nur auf dem Produkt selbst: Zu Veranstaltungen kleiden sich die Schüler:innen von cycleOFbread farblich passend in grünen Cord-Blazern und beige-farbenen Shirts.
Die Schüler:innenfirmen und ihre Geschäftsberichte werden von einer fachkundigen Jury bewertet.
Foto: BILDSCHÖN
Wie sieht Ihre Unterstützung genau aus?
Ich teile meine Expertise zum Thema Datenschutz in einem Workshop. Primär für die Schüler:innen, manchmal sind aber auch die Lehrkräfte dabei. Über das Jahr stehe ich den Schüler:innenfirmen dann als Ansprechpartnerin zu rechtlichen Themen zur Seite.
Wieso ist es Ihnen wichtig, jungen Menschen das Thema Datenschutz näherzubringen?
Der Begriff allein schreckt schon viele Menschen ab, weil er meistens mit Verboten gleichgesetzt wird. Durch einen Perspektivwechsel wird schnell klar, dass weitaus mehr dahintersteckt: Fragen wie „Wie gehen wir mit gesammelten Daten um?“ oder „Wie können wir unsere Internetseite gestalten?“ sind für die Schüler:innen durchaus spannend.
Wie sind die Workshops aufgebaut?
Ich habe immer ein- bis eineinhalb Stunden angesetzt. Den Großteil der Zeit nutze ich für die Aufklärung zum Thema Datenschutz, danach gehen wir in den Diskurs, und ich beantworte die Fragen der Schüler:innen.
Waren die Schüler:innen offen für das Thema Datenschutz?
Durch Social Media starten sie schon mit einem gewissen Interesse für Sicherheit im Internet. Wir sprechen auch darüber, wie sie ihre Profile auf verschiedenen Kanälen bespielen und schützen können. Bei der schnellen technologischen Entwicklung kommen auch Lehrkräfte oft selbst nicht mit und sind dankbar für neue Impulse.
Inwiefern sind die Inhalte für die Teilnehmer:innen auch nach dem Projekt wichtig?
Grundlegend geht es mir darum, ein Bewusstsein zu schaffen. Datenschutz ist keine Einbahnstraße, sondern schließt einen selbst immer mit ein. Wer das im Hinterkopf behält, geht auch in Zukunft sensibler mit den eigenen Daten um.
Lassen sich die Herausforderungen der Schüler:innenfirmen mit denen echter Unternehmen vergleichen?
Die Prozesse in großen Wirtschaftsunternehmen sind natürlich um ein Vielfaches komplexer. Ich sehe bei den Schwerpunkten der Schüler:innenfirmen aber große Überschneidungen zu Start-ups. Da geht es vor allem um effektive Ressourcennutzung ohne die Vorgaben durch einen Datenschutzbeauftragten.
Warum finden Sie Wirtschaft in der Praxis so wichtig?
Durch das Projekt können die Schüler:innen ihre Kreativität in einem geschützten Rahmen ausleben. Sie lernen, was möglich ist und wo man an Grenzen stößt, können sich austesten und neue Fähigkeiten entdecken.
„Das JUNIOR-Projekt bietet den Schüler:innen eine Art Laborumgebung. Sie können sich mit ihren Ideen austoben, Erfahrungen sammeln und sich für die Zukunft wappnen.“
Dr. Söntje Julia Hilberg, Deloitte Legal
Wie sieht Ihre Unterstützung genau aus?
Ich teile meine Expertise zum Thema Datenschutz in einem Workshop. Primär für die Schüler:innen, manchmal sind aber auch die Lehrkräfte dabei. Über das Jahr stehe ich den Schüler:innenfirmen dann als Ansprechpartnerin zu rechtlichen Themen zur Seite.
Wieso ist es Ihnen wichtig, jungen Menschen das Thema Datenschutz näherzubringen?
Der Begriff allein schreckt schon viele Menschen ab, weil er meistens mit Verboten gleichgesetzt wird. Durch einen Perspektivwechsel wird schnell klar, dass weitaus mehr dahintersteckt: Fragen wie „Wie gehen wir mit gesammelten Daten um?“ oder „Wie können wir unsere Internetseite gestalten?“ sind für die Schüler:innen durchaus spannend.
Wie sind die Workshops aufgebaut?
Ich habe immer ein- bis eineinhalb Stunden angesetzt. Den Großteil der Zeit nutze ich für die Aufklärung zum Thema Datenschutz, danach gehen wir in den Diskurs, und ich beantworte die Fragen der Schüler:innen.
Waren die Schüler:innen offen für das Thema Datenschutz?
Durch Social Media starten sie schon mit einem gewissen Interesse für Sicherheit im Internet. Wir sprechen auch darüber, wie sie ihre Profile auf verschiedenen Kanälen bespielen und schützen können. Bei der schnellen technologischen Entwicklung kommen auch Lehrkräfte oft selbst nicht mit und sind dankbar für neue Impulse.
Inwiefern sind die Inhalte für die Teilnehmer:innen auch nach dem Projekt wichtig?
Grundlegend geht es mir darum, ein Bewusstsein zu schaffen. Datenschutz ist keine Einbahnstraße, sondern schließt einen selbst immer mit ein. Wer das im Hinterkopf behält, geht auch in Zukunft sensibler mit den eigenen Daten um.
Lassen sich die Herausforderungen der Schüler:innenfirmen mit denen echter Unternehmen vergleichen?
Die Prozesse in großen Wirtschaftsunternehmen sind natürlich um ein Vielfaches komplexer. Ich sehe bei den Schwerpunkten der Schüler:innenfirmen aber große Überschneidungen zu Start-ups. Da geht es vor allem um effektive Ressourcennutzung ohne die Vorgaben durch einen Datenschutzbeauftragten.
Warum finden Sie Wirtschaft in der Praxis so wichtig?
Durch das Projekt können die Schüler:innen ihre Kreativität in einem geschützten Rahmen ausleben. Sie lernen, was möglich ist und wo man an Grenzen stößt, können sich austesten und neue Fähigkeiten entdecken.
„Das JUNIOR-Projekt bietet den Schüler:innen eine Art Laborumgebung. Sie können sich mit ihren Ideen austoben, Erfahrungen sammeln und sich für die Zukunft wappnen.“
Dr. Söntje Julia Hilberg, Deloitte Legal